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Die Strommangellage im Winter 2022/2023 zeigte erneut die Abhängigkeit der Schweiz von fossilen Energiequellen auf. Auch die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, ihren Energiebedarf zu senken und zugleich einen Beitrag zur Energieversorgung zu leisten.
 

Gemäss den aktuellen Daten aus dem Agrarumweltmonitoring ist der direkte Energiebedarf der Landwirtschaft im Jahr 2021 gegenüber dem Vorjahr um 4% gestiegen, und liegt bei rund 14'000 TJ. Im Vergleich zur Periode 1990 bis 2020 bleibt er insgesamt relativ stabil. Die grössten Veränderungen zeigen sich im Verbrauch von Benzin, Heizöl und Gas.

  • Der Anteil der Treibstoffe (Diesel und Benzin) am Gesamtbedarf ist im Vergleich zu 1990 leicht gesunken, während er gegenüber 2020 nahezu konstant geblieben ist. Auch 2021 blieb Diesel der grösste Energieträger für die Landwirtschaft, mit einem Anteil von 33% (4'696 TJ) am Gesamtbedarf. Der Benzinverbrauch ist weiterhin rückläufig.


  • Der Verbrauch fossiler Brennstoffe hat seit 1990 insgesamt abgenommen, insbesondere beim Heizöl. Gleichzeitig ist aber der Gasverbrauch seit 1990 deutlich angestiegen und beläuft sich 2021 auf 19% des Gesamtenergieverbrauches oder 2'343 TJ.


  • Der Anteil von Strom am Energieverbrauch ist im Vergleich zu 2020 leicht gesunken. Auf Betrieben erzeugte erneuerbare Energien spielen eine immer grössere Rolle und decken nun 12% des Gesamtbedarfs ab, im Vergleich zu 4% im Jahr 1990. Gerade in den letzten 10 Jahren konnten die Erneuerbaren zulegen.

Insgesamt zeigt sich ein Wandel in der Verteilung der Energieträger – die Landwirtschaft setzt verstärkt auf erneuerbare Energien, Benzin und Heizöl verlieren langsam an Bedeutung.
 

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Indirekter Energieverbrauch steigt weiter an

Zusätzlich zum direkten Energieverbrauch fällt in der Landwirtschaft vor allem der indirekte Verbrauch ins Gewicht. 2021 lag dieser bei rund 41'000 TJ und war somit fast dreimal so hoch wie der direkte Verbrauch. Importierte Futtermittel tragen 34% dazu bei. Ihr Anteil am Gesamtverbrauch hat sich seit 2000 fast verdreifacht, während die anderen Anteile abgenommen haben oder stabil geblieben sind.
 

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Die Energieeffizienz als Verhältnis zwischen Energieoutput und -input lag 2021 bei 38% und ist somit erneut leicht rückläufig. Oder umgekehrt: Um 1 Joule Energie für die menschliche Ernährung zu produzieren, werden im Durchschnitt 2,6 Joule benötigt.

Künftige Entwicklung und Herausforderungen

Der indirekte Verbrauch, der durch Produktionsinfrastruktur (Gebäude und Maschinen etc.) entsteht, blieb seit 2006 weitestgehend stabil. Die fortschreitende Digitalisierung sowie Landwirtschaft unter kontrollierten Bedingungen (eng. Controlled Environment Agriculture (CEA)) wie Gewächshäuser oder Vertical Farms dürften künftig den Energieverbrauch erhöhen. Laut dem Global CEA Census Report 2021 haben vertikale Farmen mit durchschnittlich 38,8 kWh pro kg Ernte einen deutlich höheren Energieverbrauch als herkömmliche Gewächshäuser mit durchschnittlich 5,4 kWh pro kg. Eine Expertenbefragung von Agroscope prognostiziert, dass autonome Maschinen und Roboter insbesondere in den Bereichen Bewässerung und Unkrautbekämpfung künftig weit verbreitet sein werden: In zehn Jahren werden über 50% der Schweizer Gemüsebetriebe dafür autonome Maschinen und Roboter einsetzen (2018 waren es weniger als 15%). Die Gemüse- und Gartenbaubranche will den höheren Energiebedarf vermehrt mit erneuerbaren Energien decken und setzt sich in der Energiestrategie VSGP ambitionierte Ziele: Bis 2030 sollen Schweizer Gewächshäuser zu 80% und bis 2040 zu 100% ohne fossile Brennstoffe auskommen.

Neben der Senkung des Verbrauchs kann die Landwirtschaft durch die Produktion von erneuerbaren Energien (z.B. Solarenergie oder Biomasse) einen aktiven Beitrag zur Energieversorgung leisten. Solaranlagen können beispielsweise auf den Dächern von landwirtschaftlichen Gebäuden oder auf Anbauflächen (Agri-PV) installiert werden, um lokal erzeugten Strom für den Eigenverbrauch oder die Einspeisung ins Stromnetz bereitzustellen, und zur dezentralen Stromerzeugung beitragen.

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