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Hochwasserschutz verhindert Sachschäden, schützt Lebensraum und Arbeitsplätze. Die Gefahr von Hochwasser im Rheintal ist allgegenwärtig – am Beispiel von «Rhesi», einem Rheinprojekt von Österreich und der Schweiz, wird moderner Hochwasserschutz konkret aufgezeigt.

Ab der Ill-Mündung (nördlich von Buchs gelegen) fliesst der Rhein bis zum Bodensee auf 26 km meist zwischen der Schweiz und Österreich – die Landesgrenze bildet der Alte Rhein. Bereits seit 1892 arbeiten die Schweiz und Österreich beim Hochwasserschutz eng zusammen. Zuvor versuchten beide Länder, den Rhein in das jeweils andere Land zu drängen: Der Raum für den Fluss wurde so immer kleiner und die Hochwasser wurden verheerender.

Mit dem Projekt Rhesi «Rhein – Erholung und Sicherheit» soll nun der Hochwasserschutz weiter verbessert und dem Rhein mehr Platz gegeben werden. Das Projekt schützt laut Trägerschaft den Lebensraum und die Arbeitsplätze von rund 300 000 Menschen. Und verhindert bei einem allfälligen Grossereignis Sachschäden von rund zehn Milliarden Schweizer Franken.

Aktuell fliesst der Rhein auf diesen 26 km zwischen zwei Dämmen, daran anschliessend liegt das sogenannte Rheinvorland. Dieses Vorland wird landwirtschaftlich genutzt und kann bei Hochwasser überschwemmt werden. Durch weitere Hochwasserschutzdämme wird es beidseitig begrenzt.
 

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Rheinabschnitt bei Kriessern (CH) / Mäder (A) aktuell und das geplante Mäandrieren des Rheins gemäss «Rhesi»


Der Rhein soll in Zukunft zwischen den äusseren Hochwasserschutzdämmen auf einer Breite von 120 bis 400 Metern mäandrieren können. Dazu wird das Rheinvorland wo nötig mit Baggern abgetragen. Für die Landwirtschaft gehen dadurch rund 280 Hektar Wiesland verloren, etwa die Hälfte davon auf Schweizer Seite. Für einige Betriebe kann dies existenzbedrohend sein. Deshalb werden die landwirtschaftlichen Betriebe eng begleitet und Lösungen ausgehandelt: So werden zum Beispiel die landwirtschaftlich genutzten Böden ausserhalb der Rheindämme aufgewertet.

Ein Teil der Böden im St. Galler Rheintal besteht ganz oder teilweise aus Torf. Früher wurde die Ebene regelmässig überschwemmt, die Böden waren feucht. Durch die Entwässerung der Ebene ist nun eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung möglich. Allerdings baut sich Torf ab, wenn er mit Sauerstoff in Kontakt kommt – der Boden verliert pro Jahr rund 1 cm an Mächtigkeit. Mittelfristig ist daher die Ertragsfähigkeit dieser Böden bedroht.

Um die Torfböden vor dem Sauerstoff zu schützen, müssen die Böden wieder vernässt, oder aufgewertet werden. Bei einer Bodenaufwertung wird passendes Material auf den Torfboden aufgebracht und eingearbeitet. Bei geeignetem Boden und Material kann dadurch der Abbau des Torfs bedeutend verlangsamt werden.

Im Rahmen des Hochwasserschutzprojekts «Rhesi», welches rund 20 Jahre dauern soll, wird Boden im Rheinvorland abgetragen. Dieses Material, welches sich primär durch Ablagerungen des Rheins angesammelt hat, eignet sich für die Aufwertung von gut 1000 Hektar Landwirtschaftsland im St. Galler Rheintal.

So werden also durch das Hochwasserschutzprojekt «Rhesi» nicht nur Siedlungen geschützt und Schäden in Milliardenhöhe verhindert, sondern auch die Ertragsfähigkeit von landwirtschaftlichen Böden erhalten oder sogar verbessert. Für die betroffenen Landwirtinnen und Landwirte sind diese qualitativen Bodenaufwertungen ein teilweiser Ersatz für das quantitativ verlorene Wiesland.
 

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Überflutete Rheinvorländer bei St. Margrethen (CH) und Lustenau (A)

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